Brauhausviertel » Brauhausviertel

....das klingt spannend und will entdeckt werden :-)

Denke schon, dass der Name historisch ist.....ich schick mal den Hamburg-Prospekt zum Viertel....da ist auch das Rathaus und Konigstraße zu sehen...
Ein PDF kann man hier wohl nicht anfügen..oder?

Nachdem ich mir den Prospekt angeschaut habe, würde ich sagen: "Bis zur Königstraße!"

Vom Dotzauer Weg bis zur Königstraße (entlang der Königsreihe - ehemals Lange Reihe), das ist für mich das "Synagogenviertel".

PS: Ich lass mal das "Wandsbeker" weg - ist ja klar, dass es sich nicht um die Altonauer Königstraße handelt.

Lass uns gern mit dem eigentlichen Brauhaus-Viertel starten, also bis zur Königstr, die in dänischer Zeit m. W. nur bis an den Mühlenteich heran reichte.
Ich denke aber, dass das anschließende Synagogen-Viertel genauso ausstrahlte, wie z. B. das jenseits der Grenze belegene Eilbeker Gebiet entlang der Holstenstrasse und des östlichen Eilbeker Wegs nahe der Rantzauer Mühle und der Brauerei Diss. Hierzu viele Hinweise, Lagepläne und Fotos bei Pommerening/ Meier, Eilbek in Wort und Bild,Hamburg 2008. Für die rasante Bebauung des Viertels mit "Gassen, Gängen und Passagen" (Titel?) in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (nach Aufgabe der Bleichen und Verwinden der letzten Kattundruckerei von Lengerckes) wird auch die Hinterhof- und Rückzugs-Situation hinter den Fassaden des Marktfleckens (Vieh- und Jahrmärkte, Transitverkehr, Militärstandort, öffentlicher Nahverkehr nach Hamburg) eine Rolle gespielt haben.

Das rührte von den zweifelhaften Privilegien her, die dem Ort um 1700, (als durch Steuererhöhungen der Gutsbesitzer-Witwe v. Kielmannsegg fast alle Bandwirker nach Neumünster abwanderten) zwar Bevölkerungszuwachs brachten, aber auch den nachhaltigen schlechten Ruf, der bis Dänemark reichte.
Ähnliches galt allerdings auch für andere Vorstädte, z. B. Eilbek, das nach der Franzosenzeit um Zuzug rang.

Zitat

---

aber auch den nachhaltigen schlechten Ruf, der bis Dänemark reichte.

---

Und darüber hinaus! - "Der böse Ruf Wandsbecks hatte sich inzwischen über ganz Deutschland verbreitet und war durch Hamburger und dänische Schiffer bis in ferne Länder fortgetragen worden" heißt es auf der bewussten Tafel im Heimatmuseum.

Das Brauhausviertel ist ja offenbar (wie auch andere Teile Wandsbeks) im Bombenhagel 1943 untergegangen. Nebenan kam später "Wandsbek ist Quarree", aber das Brauhausviertel war sechzig Jahre lang "ein „vergessenes“ Quartier" bis es 2007 vom Bezirksamt "wiederentdeckt" wurde:

http://www.hamburg.de/wandsbek/in-planun...rauhausviertel/

Lohnt es sich dafür nach "Zeitzeugen (50-80er Jahre)" zu suchen? Behelfsbauten, Hinterhofbetriebe, Schrottplätze - aber wohnte dort überhaupt jemand?

Ich schlage vor, dass wir und mit der Zeit vor 1943 beschäftigen - besonders das "wilde Wandsbek" fasziniert mich. Heute ist hier ja alles so "bieder".

Beide Bezeichnungen: Brauhaus-Viertel und Synagogen-Viertel treffen nicht so recht, denn es gab hier wie dort eine typische Gemengelage von öffentlichen Einrichtungen (Rathaus, Schulen), Wohn- und Gewerbebauten im Areal zwischen Mühlenstau und der (ebenfalls geschäftigen) "Schauseite" Wandsbeks: dem Wandsbeker Markt.
Die Nutzungen wechselten im Laufe der Jahrhunderte. Die Königstrasse in der Nähe des Rathauses war um die Jahrhundertwende durch Wohn- und Geschäftshäuser geprägt. Die beiden Schulgassen und nach 1870 das Quarree und die Kurze Reihe waren traditionelle Schulstandorte. Schon nach dem 1. Weltkrieg wurden Teile des Hinterhofmilieus im Mühlenviertel abgerissen (Jamenitischer Besitz). Die Entwicklung der ehemaligen Freifläche "Dotzauers Quarree" müßte noch mal anhand von Archivmaterial erforscht werden.
Die Brauerei Diss lag auf Hamburger Seite der ehemaligen Holstenstrasse. Die Grenze verlief im Bereich des uralten Verbindungswegs zwischen Hamm und Barmbek.
Das Wohn- und Kultusgebiet der Wandsbeker Juden hatte zwar über die Jahrhunderte einen Schwerpunkt in der Langen Reihe (östliche Königsreihe), jedoch siedelten sich bes. die wohlhabenden Juden im späten 19. Jht. auch außerhalb dieses Kerns an: im entstehenden Marienthaler Villenviertel oder aber in Hamburg oder Altona; dies oft wohl wegen der höheren Abgaben der Wandsbeker Gemeinde, der kleinsten der Dreigemeinden mit max. 200 Mitgliedern.
Es gibt also noch eine Menge zu erforschen!